Motivation & Ziele

Sinnes- und Selbsterfahrung

Die Projekte in der Wald- & Landschaftspflege vermitteln den Teilnehmern Ökologische und kulturelle Zusammenhänge durch das eigene Tätigsein und die unmittelbare Sinneserfahrung. Besonders dem Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird der Raum geschaffen sich in neuer Weise mit sich und der Natur auseinanderzusetzen und seiner sozialen Umgebung zu begegnen. Die Begeisterungsfähigkeit und die Lebenslust in den Jugendlichen anzusprechen und ihnen Möglichkeiten zu bieten sich selbst in konstruktiver Weise „auszuloten“ ist dabei besonders wichtig.
Zugleich wird damit die Frage berührt, wie Mensch und Natur in gegenseitiger Abhängigkeit stehen und wo sie einander brauchen.
Unter pädagogisch-didaktischer Betreuung und fachlich qualifizierter Anleitung eröffnen die oft sehr anspruchsvollen naturpflegerischen Arbeiten den Heranwachsenden neue Erfahrungs- und Verständnismöglichkeiten von Lebenszusammenhängen, welche die Schule allein nicht vermitteln kann:

„Es ging nicht darum, Schüler zu Waldarbeitern zu machen, sondern: An einer scheinbar winzigen Stelle konnte man einmal erleben, wie das eigene Handeln Bedeutung für die Welt bekommt, wie es von mir, und niemandem sonst, abhängt, was in hundert und mehr Jahren aus der Natur geworden ist. Ich kann etwas tun, und das hat seine Wirkung, aber: nicht als „Belohnung“ für mich, sondern für etwas, was ausnahmsweise einmal nicht ich bin, sondern für die Natur oder für andere Menschen. Ich lerne die vielen Gesetzmäßigkeiten der Lebensvorgänge eines Waldes kennen und zugleich merke ich: Dieser Organismus braucht mich, Mensch und Natur gehören zusammen.“
Aus Andre Bartoniczck: Schule am Fluß, Pädagogik im Zusammenhang von Natur und menschlicher Arbeit(über ein Forstpraktikum in Loheland mit Klaus Wäschle, Weimar)

Der Wald – lebendiger Lern- und Erfahrungsraum

Wie jeder Landschaftsraum ist auch der Wald ein lebendiger Organismus. Sein schützender und schirmender Charakter wirkt beruhigend und ausgleichend auf uns Menschen. So kann sich der Jugendliche auch ganz unbewußt in diesen vielfältigen Erfahrungsraum aufgenommen fühlen. Mit unserer pflegerischen Zuwendung handeln wir in einem komplexen Ganzen. Dennoch sind die verschiedenen Kulturarbeiten in ihrem Sinn und Zusammenhang für jeden verstehbar/ einsehbar und können oft in ihren unmittelbaren Auswirkungen beobachtet werden.
So verschieden wie die Tätigkeiten (Fällen, Rücken, Zäune bauen, Pflanzen usw.), sind auch die Anforderungen. Unter guter Anleitung und Aufsicht sind sie für jeden durchführbar.
Durch mein Tun und Entscheiden verbinde ich mich unmittelbar und intensiv mit dem Wald. Meine Handlungen bleiben dem Wald sichtbar eingeschrieben und entwickeln sich weiter.
Durch den langfristigen Charakter der Arbeit am Wald verliert die Zweckfrage („was habe ich davon?“) zugunsten der Sinnfrage, die über den eigenen Horizont hinausweist, an Bedeutung. Daß die Natur auf meine Handlungen reagiert, kann das Empfinden für meine Verantwortung wachrufen. So kann Nachhaltigkeit für den Jugendlichen auf verschiedenen Ebenen zum unmittelbaren Erlebnis werden.

Integration und „grüne Sozialarbeit“

Die Arbeit in der Gemeinschaft führt zu neuen sozialen Erlebnissen. In vielen Situationen sind ein gemeinsames Handeln und gemeinsames Arbeitsverständnis gefragt, die notwendige gegenseitige Hilfe wird selbstverständlich. Verschiedene Fähigkeiten ergänzen sich. Die TeilnehmerInnen erleben an sich und ihren MitschülerInnen / Mitlehrlingen deutlicher andere Eigenschaften, die im Schulalltag oft nicht zur Geltung kommen.
Schwierigkeiten zu überwinden schafft ein neues Selbstwertgefühl: die Lebensfreude und das Selbstvertrauen werden gestärkt. So können eventuelle Krisen durch die gestellten Herausforderungen und die gesundende Umgebung überwunden werden.
Nicht zu vergessen sind die Ökologischen Leistungen, die einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt von Lebensräumen und Landschaften darstellen, der oftmals ohne Handarbeit nicht möglich wäre.